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Rover SD1

    Zwischen Mitte 1976 und dem Herbst 1986 fertigten British Leyland und die Austin Rover Group den Rover SD1 eine Modellreihe der oberen Mittelklasse, die für ihr markantes Design und ihre vielfältige Motorenauswahl bekannt wurde.

    Technisch bot der SD1 eine breite Motorenpalette: Neben Reihensechszylindern mit 2,3 und 2,6 Litern Hubraum war vor allem der 3,5-Liter-V8 bekannt, der auch im Range Rover zum Einsatz kam. Dieser sorgte für starke Fahrleistungen und verlieh vor allem der sportlichen Variante Vitesse ein dynamisches Profil. Der Vitesse wurde mit einer Einspritzanlage ausgerüstet und hatte dadurch 193 PS statt wie bei der Vergaser Variante 157 PS. Spätere Modelle waren auch mit einem 2,4- Liter-Dieselmotor erhältlich, eine Antwort auf die steigende Nachfrage nach sparsamen Langstreckenfahrzeugen.

    Obwohl der SD1 1977 als „Auto des Jahres“ ausgezeichnet wurde und mit seiner modernen Form sowie grosszügigem Platzangebot überzeugte, litt er unter den bekannten Produktionsproblemen von British Leyland. Mängel bei Verarbeitung und Zuverlässigkeit trübten den Ruf des ansonsten innovativen Fahrzeugs.

    Trotzdem konnte der SD1 Erfolge im Motorsport feiern, etwa in der Tourenwagen-Europameisterschaft, wo er mit Fahrern wie Tom Walkinshaw und Steve Soper beachtliche Ergebnisse erzielte. Besonders die Vitesse Version entwickelte sich zu einem ernstzunehmenden Wettbewerbsfahrzeug auf der Rennstrecke. 1986 gewann Kurt Thiim sogar die DTM mit einem solchen Rover.


    Nach zehnjähriger Bauzeit wurde der Rover SD1 1986 durch die neue Rover 800 Baureihe abgelöst. Insgesamt wurden rund 300.000 Exemplare produziert, davon waren nur 3’897 Vitesse.

    Meine Geschichte zum Fahrzeug

    Ich war auf der Suche nach einem ersten Oldtimer. Da mich der 3.5L V8 Motor im Morgan +8 meines Vaters so begeistert hat, war für mich klar, dass ich ein Fahrzeug mit diesem Motor wollte. Nach einiger Suchzeit faszinierte mich einen Rover SD1 Vitesse mit seinem sportlichen Aussehen. Bei einem kurzen Telefonat mit dem Verkäufer haben wir einen Besichtigungstermin ausgemacht. Vor der Besichtigung war ich mir noch nicht sicher, ob das das Richtige für mich sei. Aber vor Ort und nach der Probefahrt war mir klar, dass war genau das, was ich gesucht habe. Einige Mängel habe ich noch festgestellt und dadurch konnte man noch etwas am Preis machen.

    Ich habe also den Rover sofort gekauft und ihn mit den Garagen Nummern direkt mitgenommen. Zuhause angekommen, habe ich gleich eine Bestandsaufnahme gemacht und die nötigsten Teile bestellt. Bei der Ersatzteilsuche habe ich mich auch noch ein wenig auf die Marke eingelesen, da ich diese noch nicht kannte. Ich war ganz fasziniert, wie fortschrittlich Rover damals war. Die Entwicklung von den ersten Gasturbinenfahrzeugen bis zur speziellen Federung des P6. Deswegen bin ich bis heute sehr interessiert an dieser Marke und finde das Schrauben daran interessant.

    Nach dem ersten Sommer, den ich mit dem SD1 gefahren bin und an vielen Treffen war, hatte ich die Idee, mit dem Rover nach England zu fahren und dort Ferien zu machen. Also plante ich eine Reise 4’500 Km quer durch Frankreich und eine grosse Tour durch Südengland. Ein halbes Jahr später war es dann so weit. Ich brach auf meine Reise nach England auf. Den ersten Tag fuhr ich nur auf der Autobahn durch ganz Frankreich, alles ohne Probleme. Am nächsten Tag fuhr ich auf die Fähre. Es war endlich so weit: Ich war in England mit meinem Rover. Als erstes musste ich mich sehr an den Linksverkehr gewöhnen, aber dies klappte nach einiger Zeit recht gut. In einer Woche England habe ich sehr viel gesehen, von der Morgan Motor Company über das British Motor Museum so wie London bis hin zu Stonehenge.

    Ich wurde fast überall auf mein Auto angesprochen und viele erzählten mir, dass sie seit langer Zeit keinen mehr auf der Strasse gesehen haben. Ich hatte dort eine sehr schöne Zeit und habe einige nette Leute dadurch kennengelernt. Für den Rückweg habe ich den Eurotunnel genutzt, damit ich den ganzen Tag durch zurückfahren konnte.

    Kurz bevor ich Zuhause war, habe ich noch meinen Vater auf der Arbeit in Spiez besucht. Als ich wieder losfahren wollte, blieb auf einmal das Kupplungspedal am Boden. Der Kupplungszylinder war komplett fest und ich konnte ihn nicht mehr gangbar machen. Ich Ich musste schmunzeln, da ich 4’500 Km ohne Probleme gefahren bin und so kurz vor Zuhause eine Panne hatte. Also blieb mir nichts anderes übrig als ohne Kupplung in meine Werkstatt zu fahren. Dies klappte zum Glück tiptop, da die Ampel in Reichenbach grün war und ich daher nie anfahren musste. Trotz der Panne kurz vor Schluss war es eine sehr schöne Reise.

    Die Jahre danach war ich auf vielen Oldtimertreffen in der ganzen Schweiz. Auch nach Italien ans Meer hat er mich treu begleitet. Leider hat der Motor einen sehr starken Ölverbrauch über die Jahre bekommen. Dies habe ich erst nach dem Kauf gemerkt. Seit letzter Saison hatte ich Probleme mit der Leistung, da wirklich viel Öl in den Brennraum gelangte. Daher habe ich diesen Winter den Motor ausgebaut und inspiziert. Leider stellte ich fest, dass der Vorbesitzer den Motor schlecht überholt hatte und er deswegen einen so grossen Ölverbrauch hatte. Da noch ein guter, gebrauchter Motor aufzutreiben war, habe ich diesen eingebaut, ebenso einen brandneuen Kühler. Viele Teile der Aufhängung habe ich gleich mit erneuert. Jetzt freue ich mich, eine neue Saison mit diesem grossartigen Rover verbringen zu dürfen.

    Quelle: ROSCHT POSCHT 1/2025
    Author: Timo Wyssen